Jeder von uns hat schon einmal Schmerz erlebt,
Zahnschmerzen, Migräne, Geburtsschmerz, Bauchweh, usw.
Wir haben von klein auf gelernt vor Schmerz, wie auch vor
anderen unangenehmen Gefühlen davonzulaufen. Wir möchten nichts Unangenehmes
fühlen, wir wollen keinen Schmerz. Also nehmen wir am liebsten eine Pille, oder
ein Kraut, um diesen Schmerz abzustellen.
Ich habe in den vergangenen Jahren gelernt, den Schmerz nicht mehr abzulehnen sondern
ihn anzunehmen, d. h ihn zu fühlen.
Besonders während meinen Geburten konnte ich das zum ersten
Mal erleben. Bei meiner ersten Geburt überwältigte mich der starke Schmerz. Er
war unerträglich. Ich war von je her ein stark schmerzempfindlicher Mensch,
mich brachte ein Wespenstich zum Weinen, manchmal schon ein ausgedrückter
PickelJ.
Das einzige was mich von der PDA abhielt war die große Angst vor der Spritze in
den Rücken. Doch wie gesagt, der Schmerz war nicht zum Aushalten! Und da ich
keine andere Wahl hatte, ergab ich mich diesem Schmerz. Die Geburt dauerte zwei
Stunden. Was ich noch bei meinen ersten drei Kindern eher unbewusst wahrnahm,
wurde bei den nächsten dreien dann bewusst von mir erlebt: Anstatt mich gegen meinen Körper und die Geburt zu wehren, überließ
ich meinem Körper komplett die Führung, ich vertraute auf meine innere Kraft
und atmete einfach tief in den Schmerz, in den Prozess der Geburt. Was ich
dadurch erleben durfte, war unglaublich: Wunderschöne Geburten, tiefgreifende
Erlebnisse. Auch der Geburtsprozess wurde verkürzt: Alle drei wurden in unter
einer Stunde geboren.
Ich assistierte ebenfalls bei einigen Geburten und konnte
dann besonders bei einer Frau sehen, was passiert wenn man sich gegen die Natur
wehrt. Sie rief mich nach 12 Stunden Wehen an und bat mich zu kommen. Als ich
das Geburtszimmer betrat spürte ich eine Welle der Angst. Ich fragte sie, wovor
sie solche Angst hätte. Sie erwiderte: „ Vor dem Schmerz.“ Sie hatte solche Angst davor, dass sie gegen
ihn ankämpfte. Doch alles gegen das wir
kämpfen, machen wir stärker. Genauso war es bei ihr. Seit mehr als 12
Stunden hatte sie Wehen, sie war körperlich erschöpft und konnte nicht mehr.
Ich bat sie, sich hinzuhocken. Ich hockte mich vor sie und hielt ihre Hände.
Wir schauten uns in die Augen. Ich bat sie nun tief in ihre Angst und den
Schmerz hinein zu atmen und sie zu fühlen. Ich atmete mit ihr. Zusammen atmeten
wir tief in ihren Schmerz. 15 Minuten
später war ihre kleine Tochter geboren.
Auch bei vielen anderen Gelegenheiten durfte ich erleben,
wie wir Schmerz transformieren können, wenn wir in annehmen, indem wir ihn
fühlen. Ich hatte in der Vergangenheit mehrere Gallenblasenattacken, die sehr
schmerzhaft waren. Als ich dann auch diesen Schmerz annahm, indem ich tief
hinein atmete und ihn einfach akzeptierte anstatt ihn versuchte zu bekämpfen,
passierte etwas Wundervolles: Ich spürte wie sich der Stein in mir Richtung
Magen bewegte und nach 5 Minuten war der Schmerz komplett verschwunden! Bei
vorherigen Attacken hatte ich viele Stunden unerträgliche Schmerzen erlitten.
Meine Tochter litt einige Jahre unter Arthritis. Sie bekam
schlimme Schmerzanfälle, die trotz Massagen und Naturheilmittel oft bis in die
Nacht andauerten. Als sie begann in den Schmerz zu atmen und nicht mehr gegen
ihn zu kämpfen, verringerten sich ihre Schmerzanfälle auf nur 15 Minuten.
Wenn wir Schmerz
haben ist nicht dieser das Schlimmste, sondern viel mehr unsere Gedanken
darüber: Ich will diesen Schmerz nicht! Ich ertrage das nicht! Mir sollte es
sofort wieder besser gehen!
Diese Gedanken bauen einen starken Widerstand auf, so dass es unserem
Körper sehr schwer fällt zu arbeiten. Wenn wir jedoch den Moment, den Schmerz
annehmen kann unser Körper die Arbeit übernehmen.
Unser Körper ist ein Wunderwerk, es schafft so einiges, wenn
wir ihn nur lassen. Was natürlich nicht bedeutet ihn nicht durch gesunde
Ernährung und Naturheilmittel zu unterstützen.
Genauso funktioniert
übrigens auch die Transformation von seelischem Schmerz, wie z. B. Ängste, Wut,
Druck usw.
Mein Lehrer der
Kakaoschamane betonte immer wieder: „Only what we feel we can heal!“ – Nur was
wir fühlen können wir heilen.
Hier möchte ich noch gerne die Geburt meines 6. Kindes mit
euch teilen:
Die Geburt meines
Sohnes Robin – eine spirituelle
Alleingeburt
Ich spürte im Moment der Empfängnis, dass ich schwanger war.
Zuerst wehrte ich mich dagegen, ich wollte nicht noch ein Kind, denn
schließlich hatte ich schon 5! Doch ich wusste, alles hat seinen Grund und wenn
ich noch ein Kind bekommen würde, wäre es, wie schon die anderen, ein Geschenk.
Ich habe in den letzten Jahren in vielerlei Hinsicht gelernt, dass es einfacher
ist, sich einer Situation hinzugeben, sie zu akzeptieren anstatt dagegen
anzukämpfen.
Je mehr ich akzeptierte, desto mehr freute ich mich über die
Schwangerschaft.
Ich hatte 3 Wochen Übelkeit und einige Wochen länger
niedrigen Blutdruck, aber dann fühlte ich mich sehr gut. Ich genoss die
Schwangerschaft, die Bewegungen des Kindes und den Sommer.
Die Schwangerschaft schritt voran und ich fühlte mich
weiterhin sehr gut.
Ich hatte in der frühen Schwangerschaft einige Male überlegt
einen Ultraschall zu machen, sogar mehrfach einen Termin ausgemacht, doch immer
wieder abgesagt. Dann wurde mir klar warum – ich wollte einfach nicht. Ich
wollte meine Schwangerschaft einfach genießen, ohne Eingriffe, ohne Ängste und
Sorgen und komplett Mutter Natur und meinem Körper vertrauen.
Je mehr ich das Baby in mir spürte, desto mehr nahm mein
Gefühl zu, dass es ein Junge ist. Er bewegte sich und tritt mich stärker und
stärker, wie noch keins meiner Kinder zuvor.
Ich meditierte täglich. Zwischendurch kamen immer wieder
Ängste hoch, ob alles in Ordnung mit dem Kind ist, ob die Geburt wieder einfach
verlaufen würde usw. Diese Ängste - so spürte ich - waren nicht nur meine
Ängste, sondern die aller schwangeren Frauen.
Ich akzeptierte die Ängste wenn sie hochkamen und atmete tief in sie
hinein, auf diese Weise fühlte ich, dass sie sich Stück für Stück
transformierten.
In meinen Meditationen sah ich die Geburt vor mir. Dieses
Mal wollte ich eine Geburt ganz ohne Schmerz. Und genauso sah ich die Geburt in
meinen Meditationen. Ich sprach innerlich mit meinem Kind und genoss die Liebe
die ich zu ihm spürte.
Nebenbei las ich erneut meine Bücher über Schwangerschaft
und Geburt von Ärzten und Hebammen. Ich wusste seit der Geburt meines 2.
Kindes, dass Geburt etwas völlig Natürliches war, ein Prozess, den der Körper
der Frau automatisch ausführte, wenn wir es nur zuließen.
Leider hat die Geburt sehr an Natürlichkeit verloren, Frauen
liegen 12-24 Stunden in den Wehen, sie haben ihre Kraft an die Ärzte abgegeben,
anstatt diese Kraft - die Kraft der Weiblichkeit - für die Geburt zu nutzen.
Wenn man wie wir mit einem
Naturvolk (den Maya in Guatemala) gelebt hat, lernt man, dass diese Kraft uns
führt, wenn wir es nur zulassen, d. h. wenn wir uns hingeben. Und dass man auf
diese Weise eine Geburt ohne Komplikationen für Mutter und Kind, in unter einer
Stunde, erleben kann. Dadurch, dass wir uns so mit unserem Verstand
identifiziert haben, mit unseren Ängste und Gedanken, haben wir uns von dieser
Natürlichkeit entfernt. Wenn wir uns
wieder mit ihr verbinden können wir eine unbeschreiblich schöne und erfüllende
Geburt erleben, eine selbstbestimmte, bzw. von weiblicher Kraft bestimmte
Geburt.
Im Sommer hatte ich mit einem Frauenkreis begonnen, indem
wir Frauen um das heilige Feuer saßen und ich ihnen half sich mit ihrer
innewohnenden Kraft zurück zu verbinden, der weiblichen Kraft. Ich unterstützte
sie dabei ihre Gefühle zu fühlen, tief in sie hinein zu tauchen und sie auf
diese Weise zu transformieren. Auf diese Weise lernten wir gemeinsam uns von
der alten Opferrolle der Frau zu befreien.
Diese Arbeit half mir sehr während meiner Schwangerschaft,
den mit jedem Frauenkreis transformierte auch ich einen Teil der tief
verwurzelten Ängste der Frauen.
In den vergangenen Jahren hatte ich sehr viel gelernt, wir
haben in Guatemala einiges durchgemacht, u. a. finanziell alles verloren und
schwere Krankheiten durchlebt. Doch so wurden wir zu den Maya geführt, die mich
und meinen Mann als Mayaschamanen ausbildeten. In dieser Zeit lernten wir mehr
und mehr uns hinzugeben anstatt Widerstand zu leisten. Genau das hatte mir auch
in meinen vorherigen Geburten geholfen. Wenn wir uns hingeben funktioniert
einfach alles, kämpfen wir gegen etwas an, wird es immer stärker – sei es
Schmerz, Armut, Angst usw.
Die letzten beiden Wochen meiner Schwangerschaft waren sehr
ermüdend. Ich fühlte mich müde, erschöpft, und wie eine „Watschelente“J. Ich wusste, bald
würde mein Sohn kommen, denn Tag für Tag wurde für uns beide enger und
anstrengender.
Am 20.01.2016 wachte ich morgens auf und meditierte über die Geburt und meinen Sohn.
Ich fühlte mich gut und ging duschen. Um 13.30 Uhr bemerkte ich leichte Wehen.
Ich machte den Kindern Essen und begann das Haus aufzuräumen. Es war ein wunderschöner Tag, mit strahlendem
Sonnenschein. Ich ging nach draußen, um dort zu fegen und setzte mich eine
Weile in die Sonne, es waren 15 Grad und ich genoss die Wärme auf meiner
Haut. Ich dachte darüber nach, dass es
der perfekte Tag wäre um mein Kind zu bekommen, ich hatte mir gewünscht, dass
er an einem sonnigen Tag geboren werden würde.
Ich ging zurück ins Haus und räumte weiter auf. Ab und zu
kam eine leichte Wehe, aber ich war immer noch sicher, dass sie gleich wieder
aufhören würde. Um 15.00 Uhr
telefonierte ich mit meinem Mann und sagte ihm, dass ich Wehen hätte, und ich
ihn anrufen würde, falls es Geburtswehen werden würden.
30 Minuten später ging der Schleimpfropf mit etwas Blut ab
und ich rief meinen Mann an, um ihm zu sagen, dass unser Kind kommen würde.
Ich sagte meiner großen Tochter Bescheid, und bat sie sich
um die anderen Kinder zu kümmern. Dann bereitete ich das Schlafzimmer vor, ich
legte Kissen auf den Boden, Handtücher, Windeln und eine Wanne bereit.
Ich zog mir Schuhe, Hose und Unterhose aus und setzte mich
auf die Wanne in mein Meditationszimmer. Ich wusste, dass mein Mann genau 30
Minuten brauchen würde, um Zuhause zu sein, meine letzten beiden Kinder waren
in 25 Minuten geboren. Ich wollte, dass er in der Nähe war.
Doch in den 30 Minuten schien die Zeit auf magische Weise
still zu stehen. Ich saß auf der Wanne und hatte immer noch sehr leichte Wehen
– ohne Schmerzen. Ich verbrachte die Zeit in einem meditativen Zustand. Ich
visualisierte die Geburt meines Sohnes. Alles war so ruhig und friedlich und
ich fühlte mich sehr wohl – wie in einer anderen Dimension. Nach ca. 25 Minuten
bemerkte ich eine stärkere Wehe, etwas Fruchtwasser lief in die Wanne. Dann kam
mein Mann schon ins Zimmer. Ich fühlte eine erneute Wehe kommen und bat ihn
herauszugehen, aber in der Nähe zu bleiben. Die Wehe kam. Sie war stärker und
ich ließ mich tief in die Wehe gleiten,
ich gab mich komplett hin und summte Urlaute, die von selbst aus mir heraus zu kommen
schienen. Es folgten 3 weitere Wehen, jedes Mal ging ich tief in sie hinein,
mithilfe der Urlaute. Bei der letzten Wehe spürte ich den Kopf meine Sohnes
gegen meine Vagina drücken. Ich zog die Wanne unter mir hervor und blieb in
hockender Position auf den Kissen sitzen. Sofort danach verspürte ich den Drang meines Körpers zu pressen. Ich ließ
meinen Körper pressen und nahm den Kopf meines Sohnes mit der Hand in Empfang. Sofort
danach kamen die Schulter und der Rest des Körpers. Unser Sohn glitt sanft auf
die Kissen. In dem Moment trat mein Mann in das Zimmer, er hatte bereits vor
der Tür gewartet, denn er hatte
gespürt, dass unser Sohn geboren war.
Mein Mann half mir unseren Sohn Robin hochzunehmen und legte
ihn mir auf die Brust. Robin weinte mit all seiner Kraft. Dann begann er meine
Brust zu suchen und begann zu saugen und
er hörte für eine Stunde nicht mehr damit auf. Nach dieser Stunde säuberte mein
Mann ihn, durchtrennte die Nabelschnur und kleidete ihn an. Ich gebar die Plazenta.
Danach genossen wir erneut unsere Zeit zusammen, mit der ganzen Familie.
Ich hatte dieses Mal tatsächlich keine Schmerzen gespürt,
die letzten beiden Wehen waren zwar nicht angenehm gewesen, aber sie waren auch
nicht schmerzhaft.
Wenn wir uns hingeben, der uns innewohnenden Kraft vertrauen und dieser
die Führung überlassen, dann ist alles gut – das ist es was ich erneut lernen
durfte.
Wenn du dich dem
hingibst, was ist, und auf diese Weise vollkommen gegenwärtig bist, verliert
die Vergangenheit all ihre Macht. Dann erschließt sich dir das Reich des Seins,
das vom Denken bisher verborgen wurde. Plötzlich erfüllt dich eine tiefe Stille,
ein grenzenloses Gefühl des Friedens. Und in diesem Frieden ist große Freude.
Und in dieser Freude ist Liebe. Und in ihrem innersten Kern ist das Heilige,
das Unermessliche, das Namenlose. – Eckhart Tolle